Vergnügt, verspielt und unverfroren
sind wir auf diese Welt geworfen.
Entworfen durch des Zufalls Hände.
Aus Mutters Schoß und Vaters Lende.

Verdutzt, verschmitzt, verdammt zu fragen.
Die Welt entdecken, durch Hecken jagen.
Kapitel Eins unseres Erdenlebens
ist: Fragen stellen, nicht Antwort geben.

Antwort geben uns die andern,
die uns umsorgen, unterwandern;
Unter ander’m und unter allen Umständen
unser Glück halten in Ihren Händen.

Diesen Spieß sinnbildlich umzudrehen
heißt: Erwachsen werden, Antwort geben.
Zu Dingen stehen, die man lenken kann.
Erst dann fängt man zu denken an.

Zuvor lebt’s sich recht unbeschwert.
Vom Rockzipfel zum Rockkonzert,
da dreht man noch so manches Ding
der Unmöglichkeit zu Trotze.

Aus Fragen werden Antworten und trotzdem:
Verantwortung schiebt man auf die lange Bank…
Verlaust, versacken vor der Glotze.

Das eigene Leben meistern? Pah!
Arbeit, Abi, Quatsch!
Antworten nicht kennen
ist der Jugend größter Schatz!

Die Freiheit alles Tun zu lassen,
lässt einen Dinge tun,
die man selber nicht vermag zu fassen,
wer suchet findet nun.

Ob Antworten auf Lebensfragen;
Was bedeutet Glück?
– Ein gutes Zelt an Regentagen.
Es fügt sich Stück für Stück.

Die Eine kommt oft unverhofft,
auf listig leisen Sohlen
und dreht dir einmal um den Kopf,
dein Herz sich dann zu holen.

Verliebt, verlobt, verantwortlich!
Für Freud’ und Leid des andren ich’s.
Das Schicksal, das verhandelt nicht,
es formt dich um und wandelt dich.

Du lernst für etwas gradestehen
und sei ’s mit Unbehagen.
Nur warum heißt ’s, wenn wir die Sprache sehn,
Verantwortung tragen?

Tragen heißt sich auseinandersetzen, sich befassen.
Tragen heißt sich beschäftigen, sich Gedanken machen.
Tragen heißt sich kümmern, sich widmen.
Tragen heißt halten, schultern, stützen.

Soweit des Dudens Synonyme.
Nun folgt des Dichters ungestümes Theorem:

Es heißt Verantwortung tragen,
weil sich tragen auf Fragen reimt
und da die Reaktion auf eine Frage eine Antwort ist,
macht Antwort stets verantwortlich.

Das passiert, wenn Logik sich verdichtet
und wenn sich nichts im Dunkeln lichtet,
so sei folgender Hinweis zu beachten:

Zu hiesigen riesigen Risiken und Nebelwirkungen,
fragen Sie bitte ihren Autor oder Verleger.

Womit wir wieder beim Anfang wären:
Bei der Frage.
Die ist des Pudels wahrer Kern
und wär zunächst erst mal zu klären.

Denn aus Fragen werden Antworten,
aus Antworten Verantwortung,
die gilt es dann zu tragen.
Doch möchte man verantworten,
muss man erst mal was haben.

Drum zwingt sich hier die Frage auf
– höchst wichtig zu erwähnen –
warum heißt ’s in unsrem Sprachgebrauch
Verantwortung übernehmen?

Es heißt Verantwortung übernehmen,
weil wir uns beim Verantwortung übernehmen
übernehmen. Übernehmen Aufgaben,
denen wir uns nicht gewachsen fühlen,
weil wir uns zu erwachsen fühlen.

Und so endet mache Aufgabe mit Aufgeben.
Warum reagieren Politiker auf Fragen mit Ausreden?
Weil sie sich aus der Verantwortung gerne rausreden.
Die Antwort dadurch aufheben.

Denn Antwort bringt Verantwortung,
drum bringen sie die Antwort um.
– Und uns um den Verstand,
der oft fehlt bei langer Rede
verdeckt im Wortgewand.

Doch was heißt nun verantworten?
Wo liegt da der Verant-Wort-Sinn?
Wo ordnen wir die Antwort hin?
Dies gilt es zu beantworten.

Vielleicht heißt verantworten
auf Fragen fair antworten.
Nicht Scheinantworten finden,
um Bären aufzubinden,
sondern aufrichtig sich selber fragen:
Kann ich darauf ’ne Antwort haben?

Hab ich die Frage überhaupt verstanden?
Bin ich mir klar in meinem Gedanken?

Wenn die Frage keine Frage ist,
die Ahnung mehr als vage ist,
dringt die Antwort durch ans Tageslicht…

Wenn wir verstehen und begreifen.
Wenn wir schlichten nicht nur streiten.
Wenn wir Augenhöhe halten.
Wenn wir leiten, nicht verwalten.

Wenn wir Frieden stiften, statt zu schießen.
Türen öffnen, statt zu schließen!
Wenn wir zupacken, nicht -schauen.
Wenn wir helfen und vertrauen.

Wenn wir Werte haben für sie brennen.
Zu Fehlern stehen und sie benennen.
Nicht auf alles eine Antwort kennen.
Das nennt man verAntworten.

© 2017 Phriedrich Chiller Friedrich Chiller