Es war einmal ein
Eisbär im Eismeer,
der mochte kein Eis mehr.

Der Grund dafür – das war doch klar:
Der Eisbär lebte am Polar;
dort waren Sorten reichlich rar.

Jeden Tag nur Packeisbecher,
er wand’re aus, ja das sei besser,
so sprach der Bär, er konnt‘ nicht mehr!
Er war frustriert, sein Herz war schwer.

Weit und breit war Eis in Sicht,
Vanilleeis nur leider nicht.
Alles was ihm gar gefiele
war ne Diele, ‘s gab nicht viele.
Um genau zu sein nicht eine
– also keine.

Drum musste er gen Süden fliegen,
um sein Lieblingseis zu kriegen.
Wohin – das lag ja auf der Hand:
Italien war genau sein Land.

Doch weil ein Eisbär sich Fliegen nicht leisten kann,
fuhr er halt mit der Eissnbahn.

Die Eissnbahn betreiben Robben,
die Eisschollen aneinander kloppen
und den so entstand’nen Zug
durchs Meer zieh’n – doch davon genug.

Der Eisbär wollte nur das Eine…
Er wollte Eis, Eis, Baby!

Und so fuhr er mit der Eissnbahn
und kam schon bald im Land der guten Eiscreme an.
Hier wollte er sein Eis abholen
– Luigi wurd‘ ihm gleich empfohlen.

Luigi sprach: „Bestelle schnelle,
dann kriegst du ne schnelle Kelle!“
Doch er gab ne Schelle schnelle,
denn der Bär, der Olle, wollt‘ ne Scholle.

„Ne Tonne Eis und zwar ne volle?“
Er solle doch zum Eismeer reisen
und dort das ganze Eis verspeisen!

„Da kam ich her“, so sprach der Bär.
„Das Eis ist da nicht so lecker!
Es gibt nur einfach etwas mehr.“

Luigi sprach:
„Bei mir kriegst du Waffel oder Becher
aber kein Eisberg oder Gletscher!“

Der Bär stand da wie schockgefroren
und hätte fast den Kopf verloren.

Luigi rief noch:
„Du kannst auch Eis in Kugeln nehmen!“
Doch der Eisbär wollte sich die Kugel geben.

Gezeichnet von den Eiskapaden,
dachte er: „Schluss, aus, Ende, Feierabend.
Eisverzehr das geht ja gar nicht,
ich ernähr mich nur noch schneegetarisch!“

Und Schnee gab’s auch zu Haus‘ genug,
drum dachte er sich: „Auf zum Zug!“

Dieser Entschluss hat ihm leider net geholfen,
denn die Eissnbahn war weggeschmolzen.

Moment mal!
Stand er nicht eben vor nem ähnlichen Dilemma?
Er sagte bei sich:
„Leben, du bist dämlich, echt du Penner!“
Er brauchte Eis, Eis, Baby!

Nun saß er fest, ganz weit im Süden
und hatte wahrlich kein Vergnügen.
Schön kalt war’s in der Heimat drüben,
hier ging er ein wie Eintagsfliegen,
was an der Hitze lag, er schwitzte stark
und kriegte fast nen Hitzeschlag.

Da traf er bei ner Bolognese
den Mafiaboss Toni Caprese
und klagte ihm sein Herzeleid,
doch das war nicht grad sehr gescheit.

Toni sprach:
„Du möchtest einen Klimawandel?
Dann machen wir nen prima Handel.
Willst du die Kälte wieder spüren,
dann öffne alle Kühlschranktüren.
Der Stromverbrauch wird kräftig steigen
und ich werd mir die Hände reiben.
Du kriegst von mir ne Menge Zaster
und nimmst ein Schiff nach Hause, basta!“

Der Bär schlug ein, ganz unbedarft
und ahnte nicht das Ungemach.
Zunächst war alles wunderbar,
es wurde kälter – bärenstark!

Doch nach ner Weile wurd‘ es wärmer.
Der Bär war schwer geschockt,
wie ein Bärserker
riss er alles auf,
von Kältekammern
bis zu Tiefkühltruhen,
ohne sich mal auszuruhen.

Doch es half nicht, er bereute es gleich.
Es wurd‘ nicht kalt, nur teuflisch heiß!
Der Meeresspiegel stieg allmählich,
die Straßen bald Gerinnen ähnlich,
die Sonne knallt – und wie – fast hämisch
– heut ist das typisch italienisch.

Für den Bär jedoch war‘s unerträglich
und unfassbar gesundheitsschädlich.

Drum stieg er ohne Eisbecher
auf einen großen Eisbrecher,
der ihn zurück ins Eis brachte,
so dachte der Bär, bevor er
gemütlich einratzte.

Er träumte von nem Eistouristen,
der in die Arktis kam, um Eis zu sichten.
Dem Einen folgten immer mehr
und durch den ganzen Schiffsverkehr,
CO2 und Treibhausgas
– er wachte auf, ganz bleich und nass
und dachte:
„Zum Glück war das ein böser Traum.
Wer reist schon weit, um Eis zu schauen?“

Er fragte: „Käpt’n sind wir denn schon da?“
Der Käpt’n sprach: „Hipp, hipp, hurra!
Na klar, du weißer Wattebausch,
der Nordpol – da – geradeaus!“

Voll Freude sprang der Bär von Bord
und rief:
„Ich schwimm den Rest, fahr‘n sie ruhig fort!“

Es war einmal ein
Eisbär im Eismeer,
der hatte kein Eis mehr.

© 2015 Phriedrich Chiller Friedrich Chiller